Geschichtliche Entwicklung
1. Geschichte bis zum 20. Jahrhundert
Die Ortschaft Hambühren wurde erstmalig im Jahre 1235 urkundlich erwähnt. Am Rande der Heide mit Wald und Feldern kann man von einer unberührten und friedlichen Entwicklung sprechen. Im Jahre 1378 wurde die Nachbargemeinde Oldau offiziell erwähnt, im Verzeichnis der Zinseinnahmen der Herzöge Wenzel und Albrecht von Celle.
Die Geschicke der Geschichte und des späteren Königreichs Hannover gingen an Hambühren weitgehend vorbei, wodurch sich der dörfliche Charakter in seiner ursprünglichen Form bewahren konnte.
2. Entwicklung der Verkehrswege
Durch die frühe Anbindung Hambührens an das Netz der Heereswege, die Celler Heerstraße von Hannover über Celle nach Nienburg und als Handelsweg nach Bremen, profitierte auch die Gemeinde. Die Eröffnung der Bahnstrecke Celle - Hambühren - Winsen - Schwarmstedt zeugt noch von der Wichtigkeit dieser Verbindung. Leider ist diese Strecke mittlerweile eingestellt worden, so dass sich der Verkehr nunmehr wieder auf die Straße konzentriert.
3. Anfang des 20. Jahrhunderts
In den Jahren 1905 bis 1911 begann ein neuer Abschnitt im Leben der Dörfer Hambühren und Oldau. Ein Kaliwerk ließ sich nieder und betrieb die Schächte "Prinz Adalbert" und später "Konrad". Hierzu wurden Arbeiter gebraucht, die sich in einem neugeschaffenen Siedlungsgebiet niederließen: Ovelgönne. Nach Schließung des Kaliwerkes im Jahre 1925 blieben viele der zugewanderten Familien sesshaft, sodass die Einwohnerzahl von 1900 mehr als verdoppelt war.
Der nachhaltigste und wohl auch selten große Einschnitt im Leben der Gemeinde war wohl 1939 mit Beginn des Baues der "Lufthauptmunitionsanstalt I/IX Hambühren". Es entstand eine Anlage auf der Fläche von 4 qkm, hierzu waren mehr als 1000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt, welche in 4 Lagern in Hambühren und in 7 Lagern in Ovelgönne untergebracht waren.
Ab Mitte '42 lief die Produktion von 8,8-Flakmunition an, es sollen 10 Millionen Schuss bis Kriegsende hergestellt worden sein. Im März 1944 erfolgte ein Umzug von Teilen der Focke-Wulf Flugzeugwerke aus Bremen in einem 30-40.000 qm großen Bereich um den Schacht "Prinz Adalbert" (Deckname "Hirsch"). Hier sollten Teile der Flugzeugmodelle FW-190. TA-152 und TA-154 hergestellt werden. Da es bis Januar 1945 immer wieder Verzögerungen beim Aufbau gab, ist es zweifelhaft, ob die Produktion jemals anlief. Am 10./11. April 1945 wurden Teile der Anlage durch die Wehrmacht gesprengt.
Nach Kriegsende wurden deutsche Kriegsgefangene der Briten zu Arbeitseinheiten formiert. Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft konnten sie freiwillig dort weiter arbeiten, als Angehörige der "German Civil Labour Organisation", kurz G.C.L.O. Während der "Berliner Luftbrücke" unterstützte eine Einheit der G.C.L.O. die Arbeiten auf dem Fliegerhorst Wietzenbruch. Diese waren in einem der ehemaligen Frauenlager in Hambühren I untergebracht.
Anfang 1949 schlossen sich 25 Angehörige der Einheit zusammen, um ihren Familien Wohnraum zu schaffen. Der ungewöhnliche Aspekt dabei ist, dass man die vorhandenen Bunker neben Hambühren meinte, welche die Engländer zwecks Entmilitarisierung Deutschlands sprengen wollte. Geleistet wurde heute Unglaubliches: Man beseitigte die Erdaufschüttungen und schuf Öffnungen für Türen und Fenster in 64 cm dicken Außenwänden, zog Zwischenwände und setzte später noch ein Dach darauf. Insgesamt wurden 64 Bunker derartig umgebaut.
Am 29. September 1949 wurde das Flüchtlingslager Reinsehlen aufgelöst, um dort wieder Flugbetrieb aufzunehmen. Dies betraf mehr als 1200 ostvertriebene Schlesier aus Grottkau. Dem damaligen Vertriebenenminister Niedersachsens, Pastor Albertz, ist zu verdanken, dass dieses nicht überstürzt geschah. So haben sich ca. 800 Flüchtlinge für Hambühren als letztendliche Heimat entschieden. Auch diese Menschen haben nach dem Vorbild Bunker zu Eigenheimen umgearbeitet, so wurden Lagerhallen zu Kirchen und Gewerbebetrieben, nicht zuletzt eine Mustersiedlung für die Verwertung von ehemaligen Wehrmachtsanlagen für den zivilen Zweck. Insgesamt 64 Bunker haben auf diese Art für den Ort Werte geschaffen. Die ursprüngliche Genossenschaft wurde am 7. November 1949 der Niedersächsischen Heimstätte als Zivilverwaltung unterstellt, sodass auch die Finanzierung der Umbauten weitgehend gesichert wurde.
Aus der Geschichte heraus ist der größte Ortsteil, nämlich Hambüren II, entstanden. Heute erinnert nichts mehr an die schnelle Expansion der Ortsteile, der Kalischacht "Prinz Adalbert" ist überflutet und die Bunker als solche nicht mehr zu erkennen.
Allein die Einwohnerzahlen aufgrund des ab 01.01.1970 erfolgten Zusammenschlusses der Gemeinde Hambühren und der Gemeinde Oldau zur neuen Gemeinde Hambühren sprechen für sich:
1939 = 293
1946 = 688
1950 = 2164
31.12.1969 = 3933
01.01.1970 = 6533
30.06.2001 = 9619
Ein Problem ergibt sich dennoch nachhaltig aus der Geschichte dieses Ortes:
Der Aufbau der Produktionsanlagen ist unter Kriegsbedingungen erfolgt. Die Produktion hatte Vorrang vor Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten und der Umwelt. Produktionsabfälle und Reststoffe wurden in unmittelbarer Nähe gelagert, bevor eine Entsorgung betrieben wurde. Des Weiteren sind die Anlagen durch Bombenangriffe und gelegentliche Explosionsunfälle beschädigt und durch die Alliierten in der Nachkriegszeit nicht fachgerecht entmilitarisiert worden, sodass die giftigen Stoffe unkontrolliert in die Umwelt gelangen konnten. Das Gelände unweit des ehemaligen Schachtes ist wahrscheinlich kontaminiert, auf einer früher als Spielplatz genutzten Fläche wurde 1999 noch eine Granate entdeckt.