Hambühren II: Wohnungen aus Bunkern
Die in die Kriegsgefangenschaft der Engländer geratenen Männer der besiegten deutschen Wehrmacht wurden nach Verwendungsmöglichkeiten aufgeteilt und zu neuen Einheiten zusammengestellt.
Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft arbeiteten sie in Arbeitseinheiten unter der Bezeichnung "German Civil Labour Organisation" (G.C.L.O.).
Es waren 25 Angehörige der in Hambühren stationierten G.C.L.O.-Einheit, die für sich und ihre Familien, die sich meist noch in Flüchtlings- und Durchgangslagern befanden, Wohnraum suchten. Und sie konnten nicht tatenlos zusehen, als die Engländer damit begannen, die Munitionsbunker und -lagerhäuser der ehemaligen Lufthauptmunitionsanstalt in Hambühren im Zuge von Entmilitarisierungsmaßnahmen zu sprengen.
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Vielmehr schlossen sich diese Männer Anfang 1949 zu einer Baugenossenschaft zusammen und fingen an, die Gebäude umzubauen und für Wohnzwecke nutzbar zu machen.
Um weitere Sprengungen zu verhindern, traten die G.C.L.O.- Männer mit der Besatzungsmacht in Verbindung.
In schwerster Arbeit wurden zunächst einmal Fenster- und Türdurchbrüche geschaffen.
Ein umgebauter "Musterbunker" wurde präsentiert und von den Engländern als genügend "entmilitarisiert" angenommen. Immer neue Schwierigkeiten stellten sich den Siedlern in den Weg - nunmehr finanzieller Art. Die eigenen Mittel waren schnell erschöpft. Baumaterial und -geräte wurden dringend benötigt. Man wünschte sich auch Fachkräfte mit hinzuzuziehen, die die in der Regel nach Feierabend geleistete Arbeit der Genossenschaftsmitglieder ergänzen konnten.
Die immer reger werdenden Umbauaktivitäten wurden am 7. November 1949 einer deutschen Zivilverwaltung, der Niedersächsischen Heimstätte, unterstellt.
Für 28 Wohnungen wurden Darlehen in Höhe von je 4.000 DM ausgezahlt, 300 DM behielt die Heimstätte für Verwaltungsaufgaben. Von den verbleibenden 4.200 DM mussten der gesamte Ausbau bestritten werden. Wegen der knappen Mittel konnten erst später mit viel Arbeit und Kosten die Häuser aufgestockt werden. Durch den Ausbau der Dachgeschosse wurde damit neuer Wohnraum für weitere Familien geschaffen.
Die G.C.L.O.- Männer, ab 1951 G.S.O. (German Service Organisation), haben mit ihrem Einsatz Vorarbeit geleistet und damit die Möglichkeit eröffnet für die Umsiedlung von 800 Flüchtlingen aus dem Lager Reinsehlen bei Schneverdingen.
Rainer Fabisch