Lager Reinsehlen wird aufgelöst
Bereits vor Beginn des II. Weltkrieges entstand im kleinen Dorf Reinsehlen bei Schneverdingen ein Fliegerhorst mit vielen Baracken. Nach Kriegsende kamen hier im März 1946 die ersten 400 Ostvertriebenen an und mussten in den nunmehr völlig leeren und verwahrlosten Baracken untergebracht werden. Am 20. Mai 1946 erreichte ein zweiter Transport Ostvertriebener von ca.1.200 Menschen mit Familien aus Schlesien meist aus Grottkau das Lager.
Aus primitivsten Mitteln wurde ein Krankenhaus eingerichtet und selbst eine Lagerschule für 45 Kinder exestierte. 1.000 katholische und 600 evangelische Flüchtlinge hatten ein reges kirchliches Leben entwickelt.
Am 29. September 1949 hieß es, die Flüchtlinge aus Reinsehlen müssten weg. Die Engländer wollten das Gelände wieder als Flugplatz nutzen.
Der Rämungsbefehl traf die Flüchtlingsgemeinde aufs tiefste und es war der damalige Niedersächsische Vertriebenenminister Pastor Albertz, der für die Lagerbewohner mindestens einen 12-monatigen Aufschub erreichen konnte.
Der Bau von Heimstätten für 1.600 Vertriebene hätte 4-5 Millionen DM gekostet, eine Summe, die das Land Niedersachsen zu dem Zeitpunkt kaum hätte aufbringen können.
Die Reinsehlener durften über ihr weiteres Schicksal selbst bestimmen.
Etwa die Hälfte von ihnen entschied sich für eine gemeinsame Umsiedlung nach Hambühren. Nach dem Vorbild der G.C.L.O.- Männer begann ein Vorkommando aus Reinsehlen, Bunker der ehemaligen Luftmunitionshauptanstalt für Wohnzwecke umzubauen, unter der Regie der Niedersächsischen Heimstätten, die für den Umbau der Bunker verantwortlich war.
Zunächst hatte man die Erdaufschüttungen beseitigt und Öffnungen für Fenster und Türen in die 64 cm dicken Aussenwände gesprengt. Danach wurden Zwischenwände eingezogen und das Dach aufgesetzt. Insgesamt konnten auf dem Munagelände 64 Bunker umgebaut werden, die von G.C.L.O./G.S.O.- Familien und Umsiedlerfamilien aus Reinsehlen bewohnt wurden.
Es war ein Glücksfall, dass die ehemaligen Lagerpfarrer beider Konfessionen ihre seelsorgerische Tätigkeit in Hambühren fortsetzen konnten. Die Munitionslagerhallen 113 und 114 wurden zu Gotteshäusern umgestaltet. Die "Aufersteherkirche" der ev.-luth. Gemeinde wurde 30. Oktober 1950 von Bischof Lilie, die "Kirche zu den Heiligen Schutzengeln" ein Jahr später, am 3. Dez. 1951, von Bischof Godehard eingeweiht.
Rainer Fabisch